JIMMIE DURHAM Some collide, some
escape Eröffnung und Installation mit einer Performance
Jimmie Durham (geboren 1940 in den USA), ist
Dichter, Performer und bildender Künstler. Nach zahlreichen Veröffentlichungen,
Performances und Aktivitäten für das Theater in den frühen
60er Jahren eröffnete er seine erste Soloausstellung 1965 in Austin/Texas.
1969 bis 1973 lebte er in der Schweiz, 1987 bis 1994 in Mexiko. Jimmie
Durham ist Direktor und Mitbegründer des International Indian Treaty
Council und dessen Vertreter in der UNO. 1997 wurde er vom D.A.A.D. mit
einem Stipendium nach Berlin eingeladen, wo er seit 1998 lebt. Jimmie Durham veröffentlichte Gedichtbände, Essays, dichterische Untersuchungen. Text, Sprache und Performance bestimmen seine Installationen bzw. die daraus entstehenden Ausstellungen. Nach einem schweigsamen Besuch von Jimmie Durham im alten Tierstall, dem HAUS 19 des Campus Nord, an einem Abend im vergangenen Winter, nach dem Gang durch den Tierstall mit seinen symmetrisch angelegten Futterrinnen, zwei Reihen orange gestrichener Eisensäulen, im Neonlicht, nachdem er Fundstücke in die Hand genommen, alte Zettel mit Notizen über Fütterungspläne gelesen, Instrumente, mit denen die Tiere Nummern eingebrannt bekamen, angesehen und alle Räume des Stallgebäudes wieder und wieder durchschritten hatte, sagte er an einem der folgenden Tage, dass er etwas darin machen wolle. „Focusing on architecture, being against architecture.” In seiner Oper „Parsifal“ hat Wagner die folgenden
Zeilen stehen: „Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit“. Für
gewöhnlich ist das Gegenteil richtig. In Europa fußen die Vorstellungen
über die Zeit immer auf einer Unterteilung. Das deutsche Wort ZEIT
kommt von tide (Gezeiten), da Ebbe und Flut eine Reihe täglicher
Unterteilungen markieren. „Zeihen“ bedeutet beschuldigen oder
lehren. Wie Zeit, sein Cousin, fußt es auf der Vorstellung einer
Unterteilung, einer Trennung. In den lateinischen Sprachen bedeutet science
(Wissenschaft) schneiden, wie mit einem scharfen Stein. Dieses wunderbare
Wort: Wissenschaft! – „Schaft“ könnte ebenfalls „schneiden“ bedeuten,
doch eher heißt es formen, gestalten. Die Konnotationen zu Gewalt
sind nicht so stark. Haus hat dieselbe Wurzel wie Haut und engl. „to hide“
(verstecken). (Die Flamen verwenden nach wie vor hout für Holz –
ein Hinweis darauf, dass sie sich in den Bäumen verstecken wollen).
Im Haus als Obdach ist offensichtlich keine Architektur enthalten, und
im Tempel auch nicht. Es handelt sich um eine kosmopolitische Idee. Die
Kathedrale einer europäischen Stadt hat Architektur, weil ihr Zweck
darin besteht, den Menschen eine Absicht des Glaubens an die Großartigkeit
des Gebäudes zu zeigen. Der Tempel ist nicht narrativ, die städtische
Kathedrale ist dies sehr wohl. Das Wort „Kirche“ bedeutet im Griechischen
„Macht“ (kurios). (So werden wir denn ganz verwirrt und stellen uns vor,
dass die Malereien, Plastiken und Schnörkel in Architektur und Kathedralen
Kunst sind, und dass deshalb die Kunst ebenfalls narrativ ist.)
|
||
|