009/3 Ausstellungseröffnung

Oswald Newman (1921 - 2009) und Albert Wigand (1890 - 1978) Zwei mögliche Kunstrichtungen

Freitag, 19. Juni 2009, ab 18 Uhr; zur Eröffnung spricht: Matthias Flügge

Es erscheint ein Heft mit je einem Text von Ursula Grüß und von Chris Newman.

19.6. - 31.7.2009, Mi - Sa 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung (Pressekontakt: Christiane Grüß 0177-3051-761)

Der Londoner Architekt, Maler, Zeichner und Skulpteur OSWALD NEWMAN und der Dresdner Maler, Zeichner und Collagist ALBERT WIGAND stellen zusammen aus. Der Eine ist der Vater des Künstlers CHRIS NEWMAN, der Andere der Großvater von CHRISTIANE GRÜß (7hours).

 “The later work, dating it seems from the 90’s – turns round on itself, as I suppose did my father’s life, & is preoccupied with a personal past, a kind of ever-present past which is brought up-to-date through these paintings, & in no way shows any element of longing or nostalgia, - the paintings transcend that – even if the artist probably felt some. (…)”

„Das spätere Werk, die Datierung scheint aus den 90ern – dreht sich um sich selbst, wie – wie ich annehme – meines Vaters Leben, & ist präokkupiert mit einer persönlichen Vergangenheit, einer Art von immer-gegenwärtiger Vergangenheit, die durch diese Bilder up-to-date gebracht werden, & in keiner Weise irgend ein Element von Sehnsucht oder Nostalgie zeigen, - die Bilder transzendieren das – selbst wenn der Künstler so etwas fühlte.“

So beginnt Chris Newmans OSWALD NEWMAN & OTHERS überschriebener Text über das Werk seines Vaters, den wir anlässlich der Ausstellung zusammen mit dem Text von Ursula Grüß, „Mein Vater Albert Wigand“, veröffentlichen werden.

Oswald Newman war Architekt in London und malte 13 Ölbilder, zeichnete und formte Reliefs und kleine Skulpturen – Köpfe – aus Ton. Es ist fast unmöglich zu glauben, dass Oswald Newman Balthus nicht gekannt hat. Chris Newman: “It reminds you of Balthus – but without the Balthus.” Und weiter: “The paintings have something of Renaissance finds about them, as if his personal past were rooted in the 16th century, freezing, through a treatment to the surface, his beloved (from the late 40’s), his children (early 60’s) for example.” Newman schreibt über das Werk seines Vaters anhand relevanter kunsthistorischer Vergleiche mit Derain, Matisse und Magritte und schließt: “The strange thing is that the work looks in no way anachronistic, & has the timeless appearance of a found object.”

Albert Wigand verdiente den Lebensunterhalt bis zur Rente hauptsächlich als (Hilfs)Arbeiter, malte und zeichnete in jeder freien Minute bis zum Ende seines Lebens. Cézanne, Morandi, van Gogh sind große – ferne – Künstler für ihn, in seinem eigenen Werk, unbescheiden-bescheiden, beeindrucken Innenräume, Stillleben und Straßenzüge, die als Räume eines Innen beunruhigen. Roland März: „Wigand vergewisserte sich der Stillleben van Goghs und Paula Moderson-Beckers (…). Der Wegweiser im festen Ordnen von Farbe aber blieb Paul Cézanne (…)“ (Katalog Leonhardimuseum 2008)

Durch die Arbeit von Ursula Grüß und Gylfe Matt am Werkverzeichnis Albert Wigands wurden ungefähr 70 Arbeiten aus der Zeit nach 1968 – man könnte sagen – entdeckt, die in gewisser Weise gereinigt von den Beklemmungen der eigenen Einordnung in eine (Kunst)Historie, im Renten-Alter, frei von Broterwerbszwang und zum großen Teil während des Aufenthalts im Psychiatrischen Krankenhaus, während manisch-depressiver Erkrankungsschübe, entstanden sind. Viele Gesichter, Fratzen, Wiederholungen, ornamentale Techniken, aber auch – wieder: Interieurs, Stillleben.

Der Vater und der Großvater. Der Vater von Chris Newman, der Großvater von Christiane Grüß. Oswald Newman und Albert Wigand hatten nichts miteinander zu tun. Nur durch die Tatsache, dass Chris Newman und Christiane Grüß in vielen Fragen eng zusammen arbeiten, kommen Oswald Newman und Albert Wigand zusammen. Erstaunlicherweise gab es etwas Zwanghaftes, dass es richtig wäre, das zu tun.

DAS FAMILIÄRE ZUFÄLLIGE, und ironischerweise, sehen wir jetzt:, es kommen wirklich ZWEI MÖGLICHE KUNSTRICHTUNGEN zusammen, zweier Künstler, die unabhängig voneinander durch das Jahrhundert stürmen, stürzen. Und interessanterweise umarmen – bemerkt Chris Newman – die Bilder von Oswald Newman, die Bilder von Albert Wigand, die dieser dazwischen gemalt hat. „Unsere zwei Verwandten, das bringt Kunst nach Hause. Sie waren sehr gut, sie waren nicht Matisse oder Balthus, aber sie waren gut. Es bringt Kunst nach Hause, es nimmt das Offizielle weg von Kunst, das, wovor man Angst haben kann.“

Für Oswald Newman, der leider diese Ausstellung nicht mehr erlebt – aber von ihrer Vorbereitung wusste, wird es die erste Kunstausstellung seit langer Zeit sein.

BIOGRAFISCHE ANGABEN

Oswald Newman (UK)

1921 in Bermondsey in London geboren. Vater starb früh und die Mutter ernährte die Kinder durch Arbeit in einer Süßwarenfabrik, wo sie Bonbons eingewickelt hat. Lehre als Fernmeldeamt-Techniker (telephone exchange) bei Ericson. Zeichnet und gewinnt mit 12 Jahren einen London-weiten Wettbewerb. Nahm Abendkurse an der Camberwell Art School, wo Victor Pasmore lehrte. Beteiligung an einigen Ausstellungen (Royal Academy of Arts Summer Exhibition, New English Art Club). Lebte in London. Entwarf Designs für elektrische Armaturen, Kontrollsysteme, beispielsweise für Stauseen. Arbeitete als Architekt, als Töpfer und als Lehrer für Töpferei in einem Gymnasium. Malte und zeichnete und leitete einen Malkurs (Abendklassen). Malt auch Bühnenbilder für die örtliche Theatergruppe. Oswald Newman stirbt am 14. April 2009 in Lamblands Ramsbury bei London.

ALBERT WIGAND (G)

1890 Alwy Carl Albert Wigand in Ziegenhain/Hessen geboren. Kunstgewerbeschule Düsseldorf, Zeichenlehrerseminar bei Lothar von Kunowski. 1913 Aufenthalt in Großfelden bei Marburg im Schülerkreis von Otto Ubbelohde. 1914-1918 Sanitäter in Nordfrankreich. Bis 1923 In Großfelden tätig. 1923/24 Aufenthalt in Berlin. Unterricht bei Igor von Jakimow, russischer Emigrant und Schüler Lovis Corinths. 1925 Übersiedlung nach Dresden. 1926 Heiratet Alice Gertrud Zumpe. Bis zur Rente Lebensunterhalt als Schaufensterdekorateur und (Hilfs)arbeiter. 1968 Tod der Ehefrau Gertrud Wigand. Beginn einer psychischen Erkrankung. 1971 Übersiedlung nach Leipzig. 1978 Albert Wigand stirbt am 17. 5. in Leipzig. AUSSTELLUNGEN (Auswahl): Kupferstichkabinett Dresden 1949, 1970, 1990, Görlitzer Museum 1952, Erfurter Angermuseum mit Hans Jüchser 1954/55, Lindenau-Museum Altenburg 1993, Museum Hanau, Schloß Philippsruhe 1994, Universitätsmuseum Marburg 1994. 18 Ausstellungen in der Kunstausstellung Kühl, Dresden zwischen 1951 und 2008, seit 1982 Ausstellungen Galerie Döbele Stuttgart und Dresden, seit 2003 Ausstellungen Auktionshaus und Galerie Lehr, Berlin, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, 2008 (G), 2008/2009 Leonhardimuseum Dresden und Kunstsammlungen Neubrandenburg

Vorankündigung:

009/4 Ausstellungseröffnung  Matthias Beckmann Sebstian Biskup Hilarion Manero

Leben mit den Toten oder: Archäologie und Vorfreude auf mindestens 1 Mio Jahre später

Eröffnung Freitag, 18. September 2009

7hours HAUS 19 ExhibitionInstallationConcertPerformance

7hours SellingForExhibitions: Matthias Beckmann Sebastian Biskup Jårg Geismar Luke Murphy  C. Newman Norbert Prangenberg Claudia Shneider Christopher Taylor Örjan Wallert Oliver Westerbarkey Albert Wigand